Wiederholung. Revision eines ästhetischen Grundbegriffs
Eine Tagung der Kunstakademie Münster vom 03. bis 05. Juli 2014
Tagungskonzept
Der Wiederholung als zentraler Aspekt künstlerischer Praxis kommt seit Mitte des 20. Jahrhunderts eine noch weitreichendere Bedeutung zu als ihr bereits in der Moderne im Rahmen von Impressionismus und Pop Art attestiert wurde. Es sind vor allem die Betonung der Differenz (Deleuze), die Dekonstruktion (Derrida), die Kritik der Autorschaft (Barthes), die erneute Auflösung des Werkbegriffs (Danto) und die bildhafte Doppelung der Realität im gesellschaftlichen Spektakel (Debord) und im Simulakrum (Baudrillard), in denen sich der Übergang in ein nachmodernes Verständnis von Wiederholung abzeichnet. Innerhalb dessen taucht stets das komplexe Begriffsnetz vielverhandelter Termini wie Original, Kopie, Fälschung, Fake, Reihung, Rhythmik und Reenactment auf.
Gegenüber der Serialität der Pop Art und der exakten Kopie der Appropriation Art lassen sich diverse Formen der Aneignung als zentrale Momente künstlerischer Produktion ausmachen, in denen die Wiederholung als facettenreiches Prinzip durchscheint und auf eine Latenz des Phänomens in der bildenden Kunst bis heute hindeutet.
Somit kommt der Wiederholung in ihrer Bedeutung für ein Netzwerk zentraler Begriffe der Kunst als auch in der Fülle ihrer Erscheinungsweisen eine grundlegende Funktion zu. Besonders künstlerische Strategien eines selbstreflexiven wiederholenden Umgangs mit den eigenen Verfahren, Materialien und der Tradition lassen das Phänomen zunehmend als Grundbegriff künstlerischen Schaffens begreifen, dessen Neubestimmung stets verhandelt oder sogar einfordert wird. Hierbei funktioniert die Wiederholung sowohl als Technik und Instrument, vor allem aber auch als Diskurs.
Auf der Tagung soll die Wiederholung daher als ein ästhetischer Grundbegriff verstanden werden, anhand dessen das Wechselspiel zwischen philosophischen Diskursen und künstlerischen Praktiken sich als eine Zeitgenossenschaft und deren unentwegter Wandel beschreiben lässt. Hierin liegt die ständige Revision des Begriffs der Wiederholung bereits als Anspruch begründet.
Ins Zentrum dieser Revision soll vor allem auch die Frage nach den philosophischen und kulturtheoretischen Implikationen, die hinter dem künstlerischen Umgang mit der Wiederholung stehen, gerückt werden. In der Auseinandersetzung mit verschiedenen künstlerischen Strategien soll sich schließlich abzeichnen, dass der Wiederholung eine Latenz in der bildenden Kunst zukommt, deren Bedeutung für die Forschung herauszustellen ist.